Eigen- und Fremdkapital in einem sinnvollen Verhältnis
Das Problem ist jedem Häuslebauer bekannt: Die Finanzierung einer Immobilie ohne Eigenkapital ist unmöglich oder schwierig, auf jeden Fall aber teuer. Nicht anders ergeht es Existenzgründern oder Unternehmern, die Kapitalbedarf zum Beispiel für eine Erweiterung des Geschäftsbetriebs haben. Zur optimalen Kapitalstruktur existieren viele Theorien. Grundsätzlich wird zwischen der vertikalen Kapitalstruktur (auf der Passivseite der Bilanz) und der horizontalen Kapitalstruktur (Verknüpfung zwischen Aktiv- und Passivseite) unterschieden.
Vertikale Kapitalstruktur
Hier geht es vor allem um das Verhältnis von Eigen- und Fremdkapital, wie oben am Beispiel der Immobilienfinanzierung dargestellt. Der Ratgeber www.europakredit.com spricht von einer vertikalen Kapitalstrukturregel, bei der Eigenkapital und Fremdkapital etwa gleichgewichtig sind, ihr Verhältnis also bei 1:1 liegt. Ein höherer Anteil Eigenkapital ist nicht notwendig, er kann sogar schädlich für die Rentabilität sein, nämlich wenn die Zinsen für Fremdkapital niedriger sind als die Rendite, die das Unternehmen abwirft. Mehr Eigenkapital garantiert auch nicht zwingend eine längere Existenz des Unternehmens. Immerhin ist es aber mit einer guten Eigenkapitalausstattung eher möglich, eine Krisensituation durchzustehen und Überschuldung zu vermeiden.
Horizontale Kapitalstruktur
Interessanter als die alleinige Betrachtung der Kapitalherkunft auf der Passivseite der Bilanz ist ein Vergleich mit der Aktivseite, also mit der Kapitalverwendung. Die sogenannte goldene Bilanzregel besagt, dass mindestens das Anlagevermögen durch Eigenkapital gedeckt sein muss. Fremdkapital darf lediglich bis zur Höhe des Umlaufvermögens vorhanden sein. Anders ausgedrückt: Teilt man das Eigenkapital durch das Anlagevermögen, muss ein Wert größer oder gleich eins herauskommen. Befolgt man die goldene Bilanzregel konsequent, folgt daraus für Betriebe mit hohem Anlagevermögen – das sind zum Beispiel Produktionsbetriebe mit einem teuren Maschinenpark – der Zwang zu mehr Eigenkapital. Um hier keine Unwucht zu schaffen, wird die Regel zur silbernen Finanzierungsregel abgeschwächt. Hier wird langfristiges Fremdkapital dem Eigenkapital zugerechnet. Beides zusammen muss das Anlagevermögen decken. Wichtig ist in diesem Zusammenhang die sogenannte Fristenkongruenz. Das bedeutet, Laufzeiten von Krediten müssen den finanzierten Investitionen entsprechen, denn sonst können bei notwendigen Anschlussfinanzierungen Zinsrisiken entstehen.
Ein Text von Benjamin Meyer